Jesuitenmissionen von Cordoba 21.11.  -   13.06.2004 | 05:19

Der Bus haelt. Wir steigen aus. Mitten im Niemandsland. Wir sehen uns um und alles, was wir entdecken koennen ist ein staubiger Pfad, der schnurgerade von der Strasse wegfuehrt. Da es keine Alternative zu geben scheint, folgen wir diesem Weg, an dessen linker Seite eine stattliche Obstbaumreihe angepflanzt wurde. Das ist schon mal ein sehr guter Hinweis, auf dem richtigen Weg zu sein. Wir wollen zur "Estancia Caroya", eine von sechs Estancias, die der Jesuitenorden zwischen 1599 und 1767 in unmittelbarer Umgebung von Cordoba erbaute, um ein religioeses Centrum wie auch ein oekonomisches System zu errichten, welches wirtschaftliche wie politische Autarkie bieten konnte, gleichzeitig aber auch die Hingabe zur Religion ermoeglichen sollte. Diese beiden Faktoren in ihrer Vervollkommnung kann man hier bestaunen. Die "Estancia Caroya" war die erste ihrer Art, die ab 1616 ihre Arbeit auf dem Lande aufnahm.
Der Weg macht einen Linksknick und wir koennen die Estancia schon sehen. Allerdings wird unsere Aufmerksamkeit zuerst in der Kurvenspitze auf ein Ziegelsteingebilde gelenkt. Auf einer Tafel am Wegesrand wird es anschaulich erklaert: Auf einem Huegel bilden zwei Mauern in 90 Grad zueinander stehend einen kleinen Stauteich, der sich in einen kuenstlich gemauerten Bach mit Anbauten ergiesst. Wir stehen vor der ehemaligen Muehle, die ein wichtiger Teil fuer die oekonomische Unabhaengigkeit war.
Wir folgen dem Weg weiter und gelangen zur Estancia, gekennzeichnet durch je eine grosse Palme rechts und links des Eingangsbereiches. Die Mauern des Anwesens sind mit Kalk geweisst. Das Dach des Hauses ist mit roten Ziegeln gedeckt. Alles erinnert ein wenig an die Provence in Frankreich oder die Toskana in Italien. Den Eingang durchschreitend, laeuft man auf einen Brunnen zu, der von einem gruenen Rasen umgeben, genau den Mittelpunkt des Hauses bildet, welches eigentlich nur aus einem "Claustro" oder Kreuzgang besteht. Da alle Raeume nur ein Stockwerk hoch sind, wirkt die Estancia eher uebersichtlich. Ausser einem Zitronenbaum zur Rechten und einem Orangenbaum zur Linken, deren Fruechte -wir haben sie natuerlich gleich probiert- in der heutigen Zeit recht ungeniessbar geworden sind, gibt es hier nicht viel.
Also machen wir schnell einen Rundlauf durch die vielen Zimmerchen. Sehr spaerlich moebliert mit einem nicht gerade bequem aussehenden Bett und einem Stuhl vor einem einfachen Schreibtisch, machen sie einen sehr schlichten Eindruck. Unuebersehbar in der Ecke eines Raumes ein grosser Reisekoffer, der den eigentlichen Grund fuer die Existenz dieser Estancia erklaert, naemlich Ferienresidenz von Internatsschuelern zu sein, die in Cordoba die Schulbank in einem von Jesuiten gefuehrten "Colegio" drueckten. Da in den Ferien natuerlich keine Gebetspause eingelegt wurde, befindet sich im linken Fluegel des Hauses eine kleine Kapelle, in der man bis 1767 den Predigten der Jesuiten lauschen konnte. Bei der nachfolgenden von Carlos II eingeleiteten "Expulsion" wurden alle Jesuiten mit einem Mal aus Suedamerika verbannt und die "Estancia Caroya" als Waffenschmiede oder erste Zuflucht fuer Immigranten genutzt. News Peninsula Valdes 02.12.  -   13.06.2004 | 05:10

Dezember ist der Monat, welcher, in dem sich alle Meeresaeuger in unmittelbarer Umgebung der Halbinsel Valdes einfinden: Wale, Orkas und Delfine tummeln sich in dieser Zeit zusammen mit den "ewigen Einheimischen", den Seeloewen, Seeelefanten und Pinguinen. Diese Palette vor Augen, stehen wir jetzt in Puerto Madryn und entscheiden relativ schnell, uns die groessten Bewohner der Meere genauer anzusehen.
Mit einem Bus, der uns auf die Halbinsel Valdes bringen soll, durchqueren wir zuerst das Eingangstor, wo auch gleich eine saftige Touristensteuer faellig wird und gelangen schliesslich nach Puerto Piramides, dem Ausgangspunkt fuer alle Walexkursionen. Da wir Dezember haben und die Wale mit Geburt und Aufzucht ihrer Jungen schon fast fertig sind, haben wir nicht mehr die Moeglichkeit die Wale direkt vom Ufer aus beobachten zu koennen, sondern muessen hierfuer an einer "Whale-Watching-Tour" teilnehmen.
Und das sieht dann so aus: Alle Excursionsteilnehmer stellen sich vor dem Buero in einer Reihe auf. Es wird Mass an jedem genommen und einer nach dem anderen bekommt eine Art gelbes Riesenlaetzchen, eine "Lebensrettungsweste", umgehaengt. So perfekt ausgeruestet und gegen die Killerwellen auf der Windschattenseite der Insel gefeit, dackeln alle Leute hinter dem Walfuehrer her in Richtung Wasser. Dort steht ein Boot auf einem Trailer bereit. Es darf Platz genommen werden an Bord eines Katamarans, zunaechst im inneren Teil, spaeter wird man dann auch an die Reling duerfen, na gut. Nachdem dann also auch der letzte Tourist seinen Platz eingenommen hat, hoeren wir uns ueber Megafone an, wie viele Wale wir heute wahrscheinlich sehen werden, warum die immer hier sind und so weiter. Waehrendessen wird unser Boot mit einem Trecker ins Wasser gezogen und nimmt rasch Kurs auf das offene Meer. Von seiner Bruecke aus gibt der Kapitaen Anweisungen und Erklaerungen: Vorne ist 12 Uhr, hinten ist 6 Uhr, links ist 9 Uhr und rechts bleibt noch, wir staunen, 3 Uhr. Gewissenhaft nehmen wir uns vor, diese Angaben nicht zu vergessen.
In einigen hundert Metern vor uns kreisen zwei Boote immer im selben Radius um etwas scheinbar sehr Faszinierendes. Auch wir nehmen natuerlich Kurs auf Faszination und waehrend wir uns unaufhaltsam den beiden anderen Booten naehern, duerfen wir endlich an die Reling und auf halb vier starren. Also, Wal in Sicht?! Wir sehen nichts. Doch die Bewunderungsrufe der anderen kennen keine Grenze. Man bildet sich ein fuer das liebe Geld enorm viel gesehen zu haben. Neben uns hat ein aelteres Ehepaar wohl eine Wahlwette abgeschlossen. Waehrend die Frau die ganze Zeit jubelnd ins leblose Blau fotografiert, schuettelt ihr Mann immerzu den Kopf, aergert sich scheinbar fuer einen winzigen Augenblick oder gar fuer pure Einbildung so viel Geld bezahlt zu haben. Das denken wir auch: Das war doch wohl kein Wal vorhin, oder . . .?? Was soll`s, nur nicht den Kopf haengen lassen. Das passiert eben mal, wir sind schliesslich immer noch in Suedamerika. 10:30 Uhr! Delfine! Und tatsaechlich, jetzt geht es Schlag auf Schlag. 2:30 Uhr! Eine Walkuh mit ihrem Kalb. Wir stehen genau auf halb drei und haben beste Sicht auf die beiden Riesen der Meere. Mit ihren Muschelkrusten auf dem Ruecken, blasen sie alle 27 - 35 Sekunden aus und eine kleine Fontaene steigt empor. Gerettet, denkt der Ehemann . . . News  -