La Habanna Vieja 18. – 19.09. -   07.11.2003 | 19:06

¨Maifrrähnt! Werr a ju frromm?¨ werden wir von den zahlreichen, sich uns als Stadtführer aufdrängenden Afro-Kubanern, im alten Stadtzentrum von Havanna begrüsst. Allmählich genervt, lehnen wir mit ¨no gracias¨ ab, was aber nicht unbedingt heissen muss, dass die Konversation zu Ende ist. Viele fühlen sich dann erst recht herausgefordert und versuchen in anderen Sprachen zu glänzen. Doch wir müssen eisern bleiben, denn jedes Mal wenn wir den Reiseführer aufschlagen, um etwas nachzulesen, bildet sich erneut eine Traube um uns. Einer weiß besser Bescheid als der andere und es entbrennen unter ihnen Disskussionen um Jahreszahlen oder Erbauer von Kirchen, Plätzen und Häusern sind keine Seltenheit.
Unsere Chance, an einen ruhigeren Ort zu entfliehen. So lernen wir auf der Flucht vor Einheimischen im Schnelldurchlauf die schöne und hervorragend im Kolonialstil erhaltene Alstadt von Havanna kennen, in die die UNESCO seit 1982 Unmengen an Millionen von Dollar gepumpt hat.
Wir gehen nach dem Reiseführer ¨lonley planet¨ vor. Zuerst sehen wir uns die 1787 erbaute, von Jesuiten in Auftrag gegebene ¨Catedral de San Cristobal¨ an. Besonders charakteristisch sind die zwei unterschiedlich hohen Türme und die barocke Fassade, die den nörtlichen Teil der ¨Plaza de la Catedral¨ begrenzen. Faszinierend ist hier ebenfalls Kubas ältester angeblich immernoch intakter Postkasten. Einem riesigem Kopf, eingemauert in die Hauswand des ¨Palacio del Marquis de Arcos¨ (1746), vertraut man seine Briefe durch den Mund an. Gebissen hat uns der Briefkasten jedenfalls nicht.
Jetzt wird es kompliziert. ¨lonley planet¨ schickt uns etwas konfus vom Norden in den Süden und vom Osten in den Westen und wieder zurück. Schliesslich landen wir auf der ¨Plaza de los Armas¨ wo sich der Reiseführer nicht so sicher ist, was man alles zuerst sehen sollte. Wir entscheiden uns selber eine Route festzulegen, um dem ewigen Zick-Zack vorzubeugen und stehen nun vor dem ältesten Gebäudekomplex ¨Havanna Viejas¨, dem ¨Castillo de la Real Fuerza¨. Ein Gang um die 1558 bis 1577 erbaute Festungsanlage macht die Uneinnehmbarkeit besonders deutlich. Dickes Mauerwerk, Wassergraben und Zugbrücke trotzten jedem Angriff.
Auf unserem Weg in südlicher Richtung auf der ¨Calle Oficios¨ kommen wir immer wieder an Hotels, Restaurants und Museen vorbei, wo wir ab und zu einen Blick in einen der wunderschönen malerischen Innenhöfe werfen dürfen. Sehr empfehlenswert, auch um die eine oder andere Minute Ruhe vor den vielen selbsternannten Stadtführern zu haben. Wir stehen jetzt am Nordteil der ¨Plaza de San Francisco de Asis¨. Der erste schweifende Blick über den Platz bleibt auf einem weissen Marmorbrunnen hängen, dem ¨Fuente de los Leones¨ vom Italierner Giuseppe Gaginni 1836 entworfen. Ein zweiter Blick, diesmal in die Höhe lässt zwei interessante Gebäude erkennen. Links von uns steht die ¨Lonja del Comercio¨. 1909 gebaut und 1996 zu einem modernen Bürohauskomplex restauriert mit Marmor verziert und einer riesigen Kuppel garniert. Im Süden die ¨Iglesia y Monasterio de San Fransisco de Asis¨ mit dem höchsten Kirchturm der Stadt. 1608 als Klosteranlage konstruiert und 1719 – 1738 im Barockstil restauriert fungiert sie heute nicht mehr als Kirche sondern als Konzertsaal.
Vom Stadtführer nicht erwähnt, aber ein Muss für jeden Deutschen ist natürlich der ¨Havanna Club¨, wo der Film ¨Buena Vista Social Club¨ von Wim Wenders gedreht wurde. Es ist eines der älteren Hafengebäude direkt an der ¨Muelle Luc¨ mit einem sehr lebendigem Innenhof, -etwas für Abends denken wir uns-, und ziehen weiter durch zwei unverschlossene Torbögen auf den letzten Platz für heute, den ¨Plaza Vieja¨, der einzige, der nur von gleich hohen Gebäuden umgeben ist. Wir kommen uns vor wie in einem riesigen nach oben offenen Raum. Ein angenehmes, ruhiges Flair umgibt uns, nicht nur weil hier, wie in vielen Teilen ¨Havanna Viejas¨ keine Autos fahren dürfen, sondern auch, weil unsere ¨Amigos¨ auf einmal verschwunden zu sein scheinen. Wir setzen uns in die Mitte der Plaza des 16 Jahrhunderts und geniessen die Stille. News Baconao 23.09. -   08.12.2003 | 17:53

”No es nada del otro mundo.” So warnt uns unsere Zimmervermieterin Margarita, als wir uns auf den Weg zur Lagune vom Nationalpark Baconao machen wollen. Trotzdem steigen wir in das Taxi, denn wenn es das einzige Verkehrsmittel ist, um dort hin zu gelangen, muss der Park doch etwas Besonderes sein, denken wir im Stillen.
Nach einer halben Stunde Fahrt hält der Taxifahrer außerplanmäßig an und sagt, wir sollen hier aussteigen. Ein wenig verwundert schauen wir uns um:“Jardín del Cactus” steht auf einem Schild. Und tatsächlich entdecken wir hinter einer hohen Mauer einen riesigen Garten mit den unterschiedlichsten Kaktusarten. Den wollen wir lieber auf dem Rückweg ausgiebiger kennenlernen. Also fahren wir weiter. Kurz vor dem Eingang zur Lagune, hält der Taxifahrer erneut. Diesmal sollen wir sitzen bleiben und er erklärt uns, dass in der Zeit von März bis Mai die “Bunten Krabben” und von Mai bis Juni die “Blauen Krabben” hier die Lagune verlassen, um sich im Meer zu vermehren. In diesen fünf Monaten überschwemmen die Krabben die Straße geradezu und werden, wenn nicht von Feinschmeckern abgefangen, meist von Autos überfahren. Wie schade!
Wir sind da. Inmitten von den uns umgebenden grünen Hügeln erscheint die Lagune irgendwie geheimnisvoll. Wir stehen unterhalb von einem Restaurant, das im Sommer sicherlich Hochbetrieb hat, jetzt aber eher einen kläglichen Eindruck macht. Die Riesenattraktion, so wird uns vom Parkwächter angekündigt, seien Krokodile, die hier auf dem Land gehalten werden. Und richtig, auf einer Brücke unter uns da sind sie, die Krokodile, die in ihren Algenbecken vor sich hinstinken und so wie so total faul sind und sich nicht bewegen. Also wirklich beeindruckend.
Was könnte man hier sonst noch machen? Einmal um die Lagune laufen? Das macht 17 km. Bei den Wegen und verschmutzten Ufern, die wir bisher gesehen haben, ein glasklares Nein.
Ein fragender Blick zum Taxifahrer. Ein Kopfnicken von ihm nach rechts: Eine Bootstour auf der Lagune. Gute Idee. Aber in welchem Gefährt ? Tret-, Ruder- und Elektroboot liegen fest vertaut am Ufer. Nach einer kurzen Begutachtung entscheiden wir uns für das Ruderboot. Eilig werden Ruder herbeigeholt und das Boot `klar Schiff ´gemacht.
Wir steigen ein. Dann passiert etwas, womit wir nicht gerechnet hätten: Der Taxifahrer steigt zu uns ins Boot, verdrängt uns von der Ruderbank und will sich auch schon sportlich in die Riemen werfen. Wir hingegen machen ihm klar, dass wir lieber selber rudern wollen, “schmeissen” ihn wieder raus und legen ab. Wir bekommen schnell noch Anweisungen vom Verleiher zugerufen nicht näher als 10 m an das mit Mangroven gesäumte Ufer heran zu fahren und außerdem dürften wir nur 100 m in den Kanal und überhaupt möglichst nicht auf den ganz offenen Teil der Lagune hinaus wegen dem starken Wind.
Ya, sí, sí! Wir steuern auf den Kanal zu und als wir ihn erreichen, spritzen links und rechts von uns Fische aus dem Wasser. Delfine auf der Jagd. Ein dutzend dieser kleinen Säuger soll es hier in der Lagune geben. Während wir immer weiter in den Kanal hineinfahren, kommen wir immer wieder an Brachwasservögeln vorbei, die Menschen in Ruderbooten wohl noch nie gesehen haben, da sie gleich beim ersten Anblick auf und davon sind. 100 m, wie weit könnte das sein? Sind wir schon darüber hinaus?Wahrscheinlich, das Rauschen des Meeres wird immer deutlicher. Also drehen wir lieber wieder um und rudern zum Steg zurück, unsere Stunde ist so wie so schon vorbei. Wir bezahlen den Ruderbootverleiher, steigen in das Taxi und verlassen die Lagune von Baconao.
Und wie sehr Margarita Recht hatte: “Der Park enstammt wirklich nicht einer anderen Welt.” News Trinidad 25. und 26.09. -   08.12.2003 | 17:54

Blau neben gelb, gefolgt von grün zu orange, weiß auf rosa.- Goethes Farbenlehre, wie war das nochmal? Noch bevor wir unseren Stadtrundgang durch Trinidad starten, fällt uns eins sofort auf: Alle Häuser im, von der UNESCO geschützten Innenstadtbereich sind mit den unterschiedlichsten Farben angestrichen. Aber das weitaus Besondere hierbei ist, dass nebeneinanderstehende Häuser nie dieselbe Farbe haben.
Wir entscheiden uns, die Stadt in einem schneckenartigen Rundgang von aussen nach innen zu erkunden, wobei wir immer wieder an großen, übersichtlichen Schautafeln vorbeikommen, die uns mit ihren typischen markanten Pfeilen klar machen wollen, wo wir uns gerade befinden. Auf Kopfsteinpflaster, das die Innenstadtstraßen ziert, gelangen wir zur „Iglesia Santa Ana“, die nur noch aus einer Hülle zu bestehen scheint: Eingänge und Mauern sind zugemauert, der Dachstuhl eingestürzt und die Fasade gestützt. Dennoch reckt sich der Kirchturm stolz in die Höhe und präsentiert stolz seine bronzene Glocke. Insgesamt eher ein trauriger Anblick, trotzdem aber auch schön, vielleicht sogar herrschaftlich.
Auf unserer Spirale in die Innenstadt, kommen wir an einem, schon aus der Distanz interessant aussehenden Gebäude vorbei, der „Casa de la Musica“. Das Gebäude fällt wegen seiner Ziegelsteinbauweise einfach auf. Durch den vergitterten Eingang wagen wir einen Blick hinein. Das Dach fehlt auch hier, gibt dem alten Lagerhaus aber einen unverwechselbaren Open-Air-Charakter, der zum Beispiel für Konzerte ein besonderes Ambiente verspricht.
Wir setzen unseren Rundgang fort und sind auf dem Weg zur „Plaza Major“.
Überall in den Straßen und Gassen liegt jetzt ein schwerer Geruch von Pizza in der Luft, dem Nationalgericht Kubas, wie es scheint. Ab 4 Pesos kann man schon eine „Pizza con Queso“ ergattern, 6 Pesos muss man hinlegen für ein paar Fleischkrümel obendrauf, alles in einer Größe von 15 cm Durchmesser. Wir schlagen, zur Verwunderung der Kubaner „voll“ zu und bestellen 6 Pizzen mit „Chorizo“.
Um diese Menge an Teig und Fleischsosse zu verspeisen und zu verdauen, setzen wir uns erstmal auf die unzähligen Stufen neben der „Iglesia Parroquial de la Santisima Trinidad“. Von dort haben wir gleichzeitig einen schönen Überblick über den „Plaza Major“ und lassen das nachmittägliche Treiben auf uns wirken.
Die Sonne geht allmählich unter und wir machen uns auf zum letzten Teil des Rundgangs, der uns wieder durch die engen Gassen Trinidads führt.
-Psst. Scht.- Ein bißchen verwirrt drehen wir uns um. In einem Hauseingang steht ein Dame mittleren Alters, die mit eigenartigen Bewegungen und Geräuschen auf sich aufmerksam machen will. Schnell, Kopf geradeaus gehen wir weiter. Dann wieder S- und Zischlaute. Auch der nächste Hauseingang will uns am liebsten mit Haut und Haar verschlingen.
Die bunte Farbenvielfalt Trinidads scheint nach dem Sonnenuntergang durch „Alltagsgrau“ eingetauscht worden zu sein. Wir fliehen in unsere Unterkunft. News  -