Familie Boeselager 09.08. – 11.08. -   07.11.2003 | 18:54
Am 26. Juni 1855 betrat Dietrich Boeselager zum ersten Mal in seinem Leben US amerikanischen Boden, den er auch nicht wieder verlassen würde.
Der Hafen von New York war, nach einer wochenlangen Fahrt mit dem Passagierschiff, der „Juno von Oldenburg“, das erste grosse Ziel.
28 Jahre lang hatte er in seiner alten Heimat Deutschland gelebt und wollte sich jetzt weitab von allen Familienstreitigkeiten um das grosse Erbe, er war der Jüngste und somit ohne Anspruch, ein neues Leben aufbauen. Und so stand er jetzt also in der grossen Halle der Einwanderungsbehörde der Vereinigten Staaten, frisch verheiratet, im linken Arm seine Frau Catharina, geborene Suhr, die er drei Monate vor Beginn der Reise am 20.04. 1855 ehelichte und in der linken Hand einen riesiggrossen Reisekoffer in dem alles Hab und Gut verstaut war. Da keiner von beiden Englisch sprach, stand für die jungen Auswanderer fest, wohin die Reise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten gehen sollte: in den Bundestaat Wisconsin oder auch „Little Germany“, wie man ihn aufgrund seiner hohen deutschen Auswandererquote nannte. Dort liess man sich nieder und gründete eine Farm, was naheliegend war, da man Zuhause ja auch das ländliche Leben gewohnt war.
Während ihrer Ehe hatten Dietrich und Catharina zwei Kinder. Nach der Geburt des zweiten Kindes verstarb Catharina und am 22.08. 1865 heiratete Dietrich zum zweiten Mal. Dieses Mal eine Amerikanerin mit preussischen Ursprüngen, namens Mary Wiecke, geborene Armus, mit der er neun Kinder hatte, von denen aber nur vier überlebten. Eines dieser Kinder war das Zwillingskind August, das uns in die Gegenwart zurück führt, denn August ist der Urgrossvater von Scott Boeselager, der zusammen mit seiner Frau Mary Beth im Bundesstaat Washington im Westen weitweg von Wisconsin lebt.
Unser Zusammentreffen mit den Amerikanischen Boeselager war aber nicht die erste Begegnung deutsch/amerikaner Boeselager, denn die unermütliche Ahnenforschung, Genealogie genannt, führte die amerikanischen Boeselager schon einmal nach Deutschland auf einer Europareise vor fünf Jahren. In Deutschland konnten Scott und Mary Beth zusammen mit beiden Elternteilen unterwegs erstmalig nicht nur Bilder oder alte Texte und Schriften bestaunen, sondern die Häuser und Höfe bewundern in denen die Ur-Ahnen von Scott lebten.
Sich als Deutscher oder besser gesagt als Deutschstämmiger zu fühlen, -findet Scott- ,wäre etwas weit hergeholt, er ist US-Bürger.
Einzig sein Deutscher Nachname, der sich bis heute nicht geändert hat, erinnert ihn das ein oder andere Mal an seinen deutschen Vorfahren, der vor 150 Jahren nach Amerika auswanderte. News Mount Olympic National Parc 04.08. – 08.08. -   13.10.2003 | 21:48
Eine Meile ist eine Meile und ein Kilometer ist ein Kilometer. Aber ein Kilometer ist nicht eine Meile und eine Meile ist nicht ein Kilometer sondern 1,6009 km. Ausserdem, wie so sollte eine Luftlinien-Karten-Meile gleich einer gelaufenen Meile entsprechen. Diese und andere Mathematische Gesetze, Längen- und Masseinheiten gingen uns gleich am ersten Tag im Mount Olympic National Park, den wir so zuversichtlich begannen, durch den Kopf. Dabei waren wir gerade erst am westlichen Parkeingang, dem „Bogachiel Trail“ gestartet und schon war unser schöner Zeitplan dahin Auch hatten wir uns ein wenig verrechnet mit den Gewichtsangaben unserer Rucksäcke, die wir auf höchstens 18kg pro Rucksack schätzten, was sich aber später als 6kg Untertreibung herausstellte.
So begannen wir durch das erste UNESCO-Weltkulturerbe zu wandern, oder wie der Anglizist sagen würde zu „hiken“.
Anfangs ist es noch sehr angenehm, es geht kaum bergauf und wenn ist das, so bilden wir uns ein noch längst keine Schwierigkeit. Einfach und sehr gut zu orietieren immer am „Bogachiel-Fluss“ entlang erreicht man eigentlich sehr einfach Grill- und Schlafplätze, die in der Karte mit grünen Nummern versehen sind. Diese sind allerdings in der Natur nicht so einfach auf zu finden, das liegt entweder daran, dass es einfach keine Wegweiser gibt oder diese sich so sehr ihrer Umgebung angepasst haben, dass man sie nicht mehr erkennen kann. Wir sind im Urwald! Lianen, die von den Bäumen hinunter auf den Boden herunter reichen wechseln sich mit moosbewachsenen Zweigen und Farnen, die den Boden wie ein grünes Meer bevölkern ab.
Aber nicht nur die Flora geniesst und spriesst in diesem herrlichen nicht schwülen Klima, es regnet höchstens nachts ein paar Tropfen, nein, sondern auch die Fauna lässt sich sehen. Wer allerdings Mücken, Nacktschnecken, Schlangen, Schwarzbären und anderes Getier nicht allzusehr mag sollte sich nicht für diesen Park entscheiden. Auweia, auch Schwarzbären gibt es da, das sind doch diese gefährlichen Biester!? Total verfehlt. Wie unsere kleine Bärenkunde verrät, sind Schwarzbären sehr friedliche Zeitgenossen, die sich fast ausschliesslich von ihren Namensvettern mit –ee- ernähren. Sollten sie aber mal mit menschlicher Nahrung in Kontakt gekommen sein, versuchen sie immerwieder dann auch mit Gewalt noch einen Nachschlag zu bekommen. Daher sollte sich, wer im Park unterwegs ist und nicht auf sein tägliches Barbecue verzichten will, beim Parkguard eine Bärentrommel mieten. Diese bewart das Essen bärensicher auf.
Da wir aber nunmal mit vollen Rucksäcken losgezogen sind, entschieden wir uns eher für „Instant-Foot“, womit Bären scheinbar nichts anfangen können.

Der Rucksack drückt und der Weg wird schmaler gerade mal so breit, dass man zwei Füsse nebeneinander setzen kann. Jeweiter man vom Parkeingang entfernt ist, umso holppriger wird der Trail. Bäume, die im Weg liegen, bleiben liegen und Bäche, die keine Brücke haben, müssen nassen Fusses bezwungen werden. Und das alles obwohl man bezahlt hat. Aber mal ehrlich: Wir wollten doch Natur oder? Urwald haben wir bekommen. Einzigartigkeit lohnt sich eben immer. News Redwood National Park 11. – 15.08.03 -   13.10.2003 | 21:56
„Viel Zeit würden wir nicht haben, dennoch möglichst viel sehen wollen“, erklären wir der jungen Dame im Redwood-National-Park-Center. “Zu Fuss, mit Rucksack unterwegs?” kommt die Gegenfrage. Wir nicken: „Yes.“ „Redwood-Creek-Trail“ kommt wie aus der Pistole geschossen zurück. Ein kurzer Blick auf die Karte und unser Entschluss steht fest. Ja, den Vorschlag würden wir gerne annehmen. Bevor es allerdings losgehen kann, bekommen wir noch eine Erlaubnis in der Wildniss übernachten zu dürfen.
Die Sonne ist schon lange hinter den mit Redwoodbäumen gesäumten Hängen der Berge zum Meer hin verschwunden. Wir sind gerade mal zweieinhalb Meilen von der Küste entfernt aber das Rauschen der Wellen können wir schon nicht mehr hören. Dafuer zeigt sich aber der Sternenhimmel von seiner schönsten Seite. Wir laufen, mit Stirnlampen ausgestattet, eine halbe Meile in den Nationalpark und campen direkt am Fluss. Als wir am nächsten Morgen unsere Wanderung fortsetzen, sehen wir jetzt das, was wir gestern Nacht nur erahnen konnten: Der Weg, auf dem wir uns immer tiefer in den Wald entlang des Flusses bewegen, ist geschottert und etwa drei Fuss breit. Welch ein Luxus: Sogar jede Meile wird mit einer Markierung versehen. Selbst jeder noch so kleine Bach den wir überqueren, ist mit einer Brücke ausgestattet. Ganz abgesehen von den zwei Hängebrücken, die über den Redwood-Creek führen.
Allmälich treffen wir auf die ersten Redwoods, die das Ufer säumen. Aber die richtig Grossen, so wurde uns versichert, würden wir auf dem „Tall Tree Trail“ sehen.
Mittags machen wir halt am Bond Creek, verzehren unsere Ration und springen in einen etwa 15 Fuss tiefen Pool. Gesättigt und frisch gebadet begeben wir uns wieder auf den Weg, das Tagesziel nicht mehr weit entfernt aufgrund der zunehmenden Dichte des Redwoodbewuchses.
Eine Schild, eine Brücke. Wir haben es geschafft. Wir sind jetzt mitten unter ihnen, den Giganten der Weltgeschichte. Bis zu 3200 Jahre blicken auf uns aus einer Höhe von 310 Fuss herab. Wir sind überwaeltigt: Nein, so gross und breit hatten wir uns den „immerlebenden Baum“ in unseren kühnsten Traeumen nicht vorgestellt, wo wir doch beide zu Hause im Garten selber einen Mamutbaum stehen haben. Aber was können 50 bzw. 150 Jahre schon gegen diese Masse ausrichten. Wir fragen uns was uns diese alten „Herren“ wohl alles erzählen könnten, von Klimaveränderungen, Waldbränden und Überschwemmungen.
Die Sonne geht schon fast unter und wir haben die Zeit total aus den Augen verloren, die wir heute ausschliesslich den Bäumen mit dem lateinischen Namen „Sequoia Sempervivens“ gewidmet haben. News Grand Canyon 23. – 24.08. -   13.10.2003 | 22:04
Pünktlichst um 04:54 Uhr, 6 Minuten bevor der Wecker klingeln würde, werden wir von heulenden Coyoten, den Präriewölfen geweckt. Der erste Sonnenstrahl ist am Himmel zu sehen und streicht die kleinen Wolken am Horizont. Doch der eigentliche Sonnenaufgang wird laut der Zeitung „The Grand Canyon Guide“ für 05:54 Uhr prognostiziert. Wir werden sehen.
Während wir uns rasch anziehen und unser Zelt zusammenpacken, kommen an unserem kleinen Zeltplatz immerwieder Autos vorbei mit dem wohl gleichen Ziel dem Sonnenaufgang am Grand Canyon möglichst nahe zu sein.
Nach drei Minuten Autofahrt haben wir das Ziel erreicht: Mather Point, ein Parkplatz von dem man zu Fuss auf einen Felsvorsprung, der in den Grand Canyon ragt, gelangt. Wir sind überwältigt, schon während der kurzen Autofahrt konnten wir bereits erahnen was uns erwarten würde: ein riesiger Riss in unterschiedlicher Breite mitten durch eine Ebene gezogen, ringsherum keine Berge, das andere Ufer auf gleicher Höhe: Der Grand Canyon.
Zusammen mit einigen anderen Schaulustigen warten wir gespannt auf den Sonnenaufgang. Eine fast bedrückende, andächtige Stille, die durch das ein oder andere Fotoaparatgeknipse unterbrochen wird, umgibt uns. Keine Vögel die den Tag begrüssen. Keine Grillen die ununterbrochen zirpen. Mit kleinen schlaftrunkenen Augen konzentrieren wir uns jetzt akribisch immer Richtung Osten starrend auf den Sonnenaufgang, um wenigstens diesen nicht zu verpassen.
Den Untergang der Sonne am Vorabend hatten wir bis auf eine Stunde genau verpasst, dank eines starken Wüstenregens, der uns zu einer langsameren Fahrt in unserem geliehenen Cabriolet zwang. Wir hatten nur die Chance die Sonne noch kurz untergehen zu sehen aber nur weitab vom Grand Canyon.
„Die Sonne!“ Alle fallen aus ihren Träumen und die Linsen werden jetzt starr auf einen schmalen Streifen von zwei zum Horizont verlaufenden Wolken gerichtet. Dort wo die Sonne nun nicht mehr nur die Wolken anstrahlt, sondern sich jetzt selbst höchstpersönlich die Ehre gibt. Die Stille wird nun gänzlich von Erstaunungsrufen verdrängt. Neben uns fotografiert eine japanische Familie mit ihren Handys die Sonne blutrot.
Die beiden Wolkenbänder erstrahlen in den unterschiedlichsten Farben: gelb, orange, rot, violett und blau können wir erkennen. Der Canyon selbst lässt sich noch etwas Zeit diese Farben aufzunehmen und zu verarbeiten, da der Regen von gestern seine Spuren in Form von ganz seichtem, milchigem Nebel hinterlassen hat.
Für uns und die anderen Frühaufsteher hat es sich dennoch gelohnt: Ein prachtvoller Sonnenaufgang am Grand Canyon, nicht so kitschig wie auf den Ansichtskarten aber ebenso farbenfroh. News  -